Nachgefragt bei... Carmen Würth

Im Rahmen des Europäischen Wettbewerbs organisiert die EAB in diesem Jahr einen ganz speziellen Reisepreis für Schülerinnen und Schüler, die in Berlin die Special Olympics World Games 2023 besuchen werden. Möglich gemacht hat dies die Stiftung Würth. Sie unterstützt seit 2008 Special Olympics Deutschland. Die von Carmen Würth in 2008 initiierte Partnerschaft mit Special Olympics Deutschland (SOD) ist fester Bestandteil des sozialen Engagements der Stiftung Würth. Über 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wirkten bisher bei den Sommer- oder Winterspielen dieser außergewöhnlichen Sport-Organisation für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung mit.
Carmen Würth neu
© Andi Schmid München

Das größte Multisport-Ereignis in Berlin sind in diesem Jahr die Special Olympics World Games im Juni 2023. Die Europäische Akademie Berlin und die Europäische Bewegung Deutschland freuen sich, das eine Gruppe junger Menschen anlässlich der Spiele Berlin und die Wettkämpfe besuchen wird. Im Rahmen der 70. Auflage des Europäischen Wettbewerbs wird die Reise als Sonderpreis vergeben. Ermöglicht wird dies durch die Unterstützung der Stiftung Würth.

Wir haben mit Frau Würth zu den Hintergründen des Engagements ihrer Stiftung und zu ihren europäischen Zielen gesprochen.


Frau Würth, welche Schwerpunkte verfolgt die Stiftung Würth? Welche Ziele verfolgen Sie mit der Unterstützung der Special Olympics in Berlin und wie kommt es dazu, dass die Stiftung den Europäischen Wettbewerb in diesem Jahr mit einem Sonderpreis fördert?
 

"Mein Mann und ich haben 1987 die Stiftung Würth gegründet. Sie fördert vielseitige Projekte in den Bereichen Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur, Bildung und Erziehung sowie Integration,
all dies insbesondere im Hohenloher Land, in dem wir und das Unternehmen stark verwurzelt sind und uns den Menschen sehr verbunden fühlen. 

Uns ist wichtig aufzuzeigen, was möglich und machbar ist, wenn es zum Beispiel um die Chancen in der Forschung und Lehre sowie Möglichkeiten im Bereich der Bildung geht. Oder einen Beitrag zu
leisten zur Pflege und Erhaltung von Kulturwerten. Oder über positive Beispiele klarzustellen, dass Grenzen oftmals nur in unseren Köpfen bestehen – etwa bei Fragen des gemeinsamen Alltags von
Menschen mit und ohne Beeinträchtigung. Für Inklusion setze ich mich schon seit vielen Jahren ein, da mir dieses Thema besonders am Herzen liegt.

Seit 2008 unterstützen wir deshalb auch Special Olympics Deutschland, bei denen ich viele Jahre Mitglied des Präsidiums war. Jedes Jahr engagieren sich rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus verschiedenen Gesellschaften der Würth-Gruppe als ehrenamtliche Helferinnen und Helfer. Meiner Ansicht nach sorgt Special Olympics auf eine wunderbare Weise dafür, dass die Menschen mit Behinderung in unsere Gesellschaft integriert werden. Über den Sport erfahren sie Respekt, Zuwendung und Anerkennung. Diesen Ansatz halte ich für absolut unterstützenswert.

Ich bin der Überzeugung, dass Vielfalt, Gleichstellung und Integration in Deutschland, in Europa, in der Welt von entscheidender Bedeutung sind. Dafür möchten wir mit dem Sonderpreis ein Zeichen setzen."

Der 70. Europäische Wettbewerb läuft in diesem Jahr unter dem Motto „Europäisch gleich bunt. Junge Visionen für ein Europa der Vielfalt.“ Was verbinden Sie, was verbindet die Stiftung Würth mit Europa, mit Vielfalt und mit der Zukunft unserer europäischen Gesellschaften?

"Wir leben in einer Gesellschaft, in der im Laufe der Zeit ungleiche Bedingungen geschaffen wurden. Die Stiftung Würth möchte Menschen ungeachtet ihrer Herkunft, Fähigkeiten oder Religion fördern, würdigen und für unser demokratisches Gemeinwesen einstehen. Diversität und Integration stehen dabei stets im Vordergrund. Es ist wichtig, den Menschen Orientierung zu geben, damit sie sich als willkommener Teil unserer Gesellschaft bewegen können.

Mein großer Wunsch ist es, dass alle Menschen von ihrem gesellschaftlichen Umfeld akzeptiert und respektiert werden. Jeder soll ein selbstbestimmtes und würdevolles Leben im Geiste der Mitmenschlichkeit führen können. Zweifel an der Zugehörigkeit zu unserer Gesellschaft dürfen wir keinen Raum lassen. Denn jeder Mensch trägt Wertvolles in sich: Persönlichkeit, Talente und Fähigkeiten."

Würth Stiftung Special Olympics

In diesem Sommer jährt sich die berühmte Berlin-Rede von John F. Kennedy zum sechzigsten Mal. Kennedy sprach am 26. Juni 1963 von der Freiheit des westlichen Teils der Stadt und von dem Stolz, den dieses Einstehen für die Freiheit mit sich bringe. Die Schwester Kennedys, Eunice Shriver, ist die Gründerin der Special Olympics. Sehen Sie mit Blick auf die Einschränkungen von Freiheit, auf die Konfrontation mit Russland, auf den russischen Krieg in Europa Zusammenhänge zwischen der Rede Kennedys und den bunten Spielen in Berlin?

"Die Ziele der Special Olympics, Fähigkeiten entwickeln, Mut zeigen und teilen, sollen sich durch alle Länder, Geschlechter, Religionen und politische Umstände, ziehen. Niemand darf ausgeschlossen werden. Der offene Austausch und das Miteinander bei den Spielen in Berlin können einen wichtigen Beitrag zur Völkerverständigung leisten. Die Organisation hilft allen Personen mit geistiger Behinderung, an der Gesellschaft teilzunehmen, sodass sie akzeptiert sind und die Chance erhalten, im Rahmen ihrer Möglichkeiten einen Beitrag zu unserer Gesellschaft zu leisten."

Auf welche Sportarten und auf welche Wettkämpfe freuen Sie sich am meisten? Welches Finale werden Sie verfolgen?

"Ich freue mich von Herzen, wenn ich sehe, mit welchem Ehrgeiz die Athletinnen und Athleten in ihren Disziplinen dabei sind und wie sie sich über ihre und über die Erfolge ihrer Mitstreiter freuen. Die Begeisterung für das Sportfest ist ansteckend – unabhängig von der Sportart. So eine unbändige Freude und ungezügelte Emotionen erlebt man nur dort."


Carmen Würth, am 18. Juli 1937 in Pforzheim geboren und seit 1956 mit Reinhold Würth verheiratet, hat das Wachsen und Werden des Unternehmens Würth mit zahlreichen Impulsen begleitet. Gemeinsam mit ihrem Mann gründete sie 1987 die Stiftung Würth, die sich der Förderung von Kunst und Kultur, Forschung und Wissenschaft, Bildung und Erziehung sowie Integration von Menschen mit Behinderung und geflüchteten Menschen widmet.