Elections Unite
Über 350 Millionen wahlberechtigte Bürger:innen können bei der Europawahl 2024 ihre Stimme abgeben. Allein in Deutschland sind es über 66 Millionen Menschen. Aufgrund der Senkung des Wahlalters darf 2024 bereits ab 16 Jahren gewählt werden. An diesen Punkt knüpft die Projekt- und Workshop-Reihe der Europäischen Akademie (EAB) „Elections Unite“ an. Indem das Projekt mehrere Stränge der Arbeit der EAB mit denen ihrer vielen regionalen, nationalen und internationalen Partner aufgreift, verquickt und rekombiniert, vermittelt und verdeutlicht das Projekt die demokratischen Grundwerte und die besondere Bedeutung des Europäischen Parlaments als institutionalisierte Stimme aller Europäer:innen.
Im Fokus der Projektaktivitäten stehen drei übergeordnete Ziele, die als Rahmen die verschiedenen Maßnahmen verknüpfen. Das Projekt will I) das Verständnis und Interesse an der Arbeit des Europäischen Parlaments (EP) und den EP-Wahlen fördern; II) eine hohe Wahlbeteiligung in der Berliner Metropolregion unterstützen; und III) Europa in Berlin sichtbar machen.
Dem ordnen sich drei konkrete Projektziele unter:
- Erstwähler:innen werden über die Arbeit des Europäischen Parlaments und die anstehenden EP-Wahlen informiert, zu den damit verbunden Themen weitergebildet, zu Engagement rund um die EP-Wahl befähigt und zu Multiplikator:innen in ihren Peer-Gruppen ausgebildet.
- Die Teilnehmenden der Aktivitäen wirken als Botschafter:innen der EP-Wahl in ihrem eigenen Umfeld und in ihren Peer-Gruppen, informieren ihrerseits über die EP-Wahl und motivieren zur Wahlbeteiligung. Sie nutzen die Plattform together.eu und motivieren ihre Peers ebenfalls zur Plattformnutzung.
- Multiplikator:innen der Berliner Europa-Netzwerks werden ausgebildet und befähigt, um in ihren diversen Zielgruppen und Formaten über die EP-Wahl zu informieren, ansprechende Formate zu nutzen und zur Wahlbeteiligung zu motivieren. Damit wird das Engagement zivilgesellschaftlicher Akteure gestärkt und gefördert.
Wer ist die Zielgruppe?
Mit den geplanten Aktivitäten richtet sich das Projekt “Elections Unite” an verschiedene Zielgruppen mit einem besonderen Fokus auf Multiplikator:innen, die Ergebnisse und Erfahrungen aus dem Projekt in ihr Umfeld und ihre Peer-Gruppen tragen. Dabei stehen neben den 1) Multiplikator:innen (Bürger:innen und Netzwerkpartner:innen) besonders 2) Erstwähler:innen und 3) die breite Öffentlichkeit im Fokus der Aktivitäten.
Die geplanten Maßnahmen und Aktivitäten setzen sich aus verschiedenen Bausteinen zusammen, die sich gegenseitig ergänzen und den genannten Zielgruppen den bestmöglichen Zugang zu den Formaten und eine möglichst breite Wirkung der Maßnahmen unterstützen.
Um Bürger:innen als Multiplikator:innen auszubilden und zu erreichen, werden Workshops, praxisorientierte Methoden und Zugänge gewählt, die entlang alltagsnaher Themen die Arbeit des EP und die EP-Wahlen in ihrer Relevanz auf lokaler Ebene darstellen und das Engagement stärken.
Um Organisationen, Institutionen und Akteure der organisierten Zivilgesellschaft in ihrer Arbeit als Multiplikator:innen zu stärken, wird das Netzwerk der “Berliner Initiative zur Zukunft Europas” aktiv eingebunden. Die Berliner Initiatie vereint eine Vielzahl europäischer Akteure in Berlin und bietet so ein unabhängiges und proaktives Trendforum zu den Themen Europas. Als überparteiliche und themenoffene Initiative möchte das Netzwerk Berlin dabei unterstützen die Potentiale Europas für alle Menschen in der Metropolregion nutzbar zu machen. Aus dem Mix unterschiedlicher Partnerinnen und Partner entstehen neue Impulse und Partnerschaften, die das Fundament einer progressiven Zivilgesellschaft in Europa stärken und zudem einen Zugang zu diversen Zielgruppen der Stadtgesellschaft ermöglichen. Die Initiative bietet in ihren Begegnungen und Produkten Raum sich interdisziplinär, kurzweilig, niedrigschwellig und ohne Hierarchien auszutauschen. Sie ermöglicht eine vertikale und horizontale Vernetzung der Akteure aus Staat, Zivilgesellschaft, den Medien und Multiplikatoren.
Junge Menschen, die als Erstwähler:innen eine besondere Zielgruppe des Projekts darstellen, werden über passgenaue Angebote erreicht, die sich an ihrem Umfeld und ihren Interessen orientieren. Mit Workshops, die ihre Kompetenzen stärken und ihre Fähigkeiten nachfragen, werden Begegnungs – und Arbeitsräume geschaffen, die von Selbstwirksamkeit und Wertschätzung geprägt sind. Im European Year of Skills bindet das Projekt insbesondere junge Menschen in der Berufsorientierung oder in Aus- und Weiterbildung ein, um ihre Perspektiven und Bedürfnisse mit Blick auf die EP-Wahl aufzunehmen.
Die Ergebnisse und Produkte, die im Rahmen des Projekts entstehen, werden der breiten Öffentlichkeit nicht nur frei zugänglich sein, sondern aktiv auf verschiedenen Kanälen verbreitet. Informationskampagnen, Wahlraufrufe, Statements und Snippets finden durch das Projekt und die beteiligten Partner (bspw. Berliner Initiative) eine weite Verbreitung. Die Inhalte erreichen somit nicht nur die primär Beteiligten, sondern darüber hinaus auch zahlreiche weitere potentiele Wähler:innen und EU-Bürger:innen in der Berliner Metropolregion.
Warum organisiert die EAB dieses Projekt?
Die Notwendigkeit der Stärkung des demokratischen Engagements wird deutlich mit Blick auf aktuelle Studien. Laut einer Studie der Heinrich Böll Stiftung sehen nur 17,3 Prozent der Befragten bei den institutionellen Reformen die Stärkung des Europaparlaments als Priorität an (Hillje und Pütz, Selbstverständlich europäisch!? Heinrich Böll Stiftung, 2023: https://www.boell.de/de/selbstverstaendlich-europaeisch-die-rolle-deutschlands-in-der-eu#2023). Damit einhergehend nehme auch der Zuspruch für die EU leicht ab, so Hillje und Pütz. Zwar überwiegt mit 58,7 Prozent die Anzahl derer, die die EU-Mitgliedschaft Deutschlands eher als Vorteil anstatt als Nachteil ansehen, jedoch verdeutlicht die sinkende Zustimmung die steigende Skepsis gegenüber der Demokratie, wie sie auch die Meta-Studie „Global Satisfaction with Democracy 2020“ des Centre for the Future of Democracy der University of Cambridge belegt (vgl. https://www.cam.ac.uk/system/files/report2020.pdf). Diese Studie und vergleichbare aktuelle Untersuchungen (vgl. etwa Decker et al., Vertrauen in Demokratie Wie zufrieden sind die Menschen in Deutschland mit Regierung, Staat und Politik? Friedrich Ebert Stiftung, 2019; http://library.fes.de/pdf-files/fes/15621-20190822.pdf) haben konstatiert, dass die generelle Zufriedenheit mit der Demokratie in der europäischen Bevölkerung seit den 1990er Jahren stetig gesunken ist. Waren damals noch zwei Drittel der Menschen mit der demokratischen Regierungsform und ihren jeweiligen Regierungen zufrieden, so sank dieser Anteil auf weniger als die Hälfte im Jahr 2020.
Als grundlegend verantwortlich für die zunehmende Skepsis und Unzufriedenheit mit der Regierungsform der parlamentarischen Demokratie werden unter anderem die geringe Effizienz und das Ausbleiben konkreter Veränderungen beschrieben. Die fehlende Sichtbarkeit schneller Erfolge und eine nicht wahrgenommene Wirksamkeit sind strukturelle Herausforderungen der Demokratie.
Das Projekt „Elections Unite“ knüpft bei diesem dringenden Bedarf an und bietet über die geplanten Maßnahmen und Aktivitäten verschiedene Wege an, um das demokratische Miteinander zu stärken, die Relevanz des Europäischen Parlaments zu verdeutlichen, und die Bürger:innen von der Notwendigkeit des Engagements und (Wahl-)Beteiligung zu überzeugen. Hier setzen die Kompetenztrainings an, die insbesondere mit Erstwähler:innen durchgeführt werden und sie in ihrem Engagement unterstützen. In den Workshops und Formaten findet eine Begegnung auf Augenhöhe statt, die durch die direkte und gemeinsame Interaktion Vertrauen stärkt, Themen zugänglich macht und den Wert jeder europäischen Stimme verdeutlicht. Es werden nicht nur Europakompetenzen, sondern auch Kommunikations- und Präsentationskompetenzen geschult, um ein weiteres Engagement als Multiplikator:innen zu unterstützen.
Mit der Entwicklung eigener Kampagnen zur EP-Wahl, den Kompetenztrainings für junge Menschen und den aktiven Einbezug des beliebten Berliner Europanetzwerks, setzt die EAB mit diesem Projekt dem demokratieskeptischen Trend etwas entgegen, indem sie nicht nur die Wahrnehmung und Auseinandersetzung mit den europäischen und demokratischen Grundwerten fokussiert, sondern auf dem Gebiet der politischen Teilhabe weiterbildet und anregt. Durch das bereits bestehende Netzwerk von BELIZE (zukunfteuropa.berlin) – aber auch dank der jahrzehntelangen Arbeit der EAB in diesem Bereich – können die erarbeiteten Formate sowohl analog als auch digital an die Zivilgesellschaft herangetragen werden und zur Steigerung der Wahlbeteiligung beitragen.
EU - Camps
- 16.-18.02.2024
- 1.-3.03.2024
- 5.-7.04.2024
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