Jahresposter EAB 2023
Ein Interview mit der Künstlerin Yimeng Wu.
Das Jahresposter der Europäischen Akademie Berlin wurde in diesem Jahr von der Künstlerin Yimeng Wu gestaltet. In einem Interview hat sie uns verraten, wie Sie die Arbeit der EAB interpretiert hat und was sie mit den Begriffen Völkerverständigung und internationaler Begegnung verbindet.
EAB: Frau Wu, die EAB hat in diesem Jahr mit fast zehntausend Menschen zusammengearbeitet zu mehr als zweihundert Anlässen. Von der Geschichte der DDR-Umweltbewegung, über Benefizveranstaltungen für die Menschen in der Ukraine bis hin zu Cleanup-Aktionen in Berliner Kiezen. Oft drohen selbst wir, den Überblick zu verlieren. Haben Sie einen roten Faden gefunden?
Yimeng Wu: Während des Besuchs im Haus von EAB, wo ich mehr erfahren durfte über das vielseitige Wirkungsfeld Ihres Hauses in den letzten 60 Jahren, habe ich viele Stichwörter, Scribbles und Notizen gemacht und die Anzahl der Tätigkeiten schien wirklich unendlich zu sein… Bei der Konzeption für das Jubiläumsplakat haben sich doch folgende Ebenen herauskristallisiert, die das Leitmotiv bildeten:
Europa & Berlin: Die Landkarte Europas im Hintergrund ist das räumliche Wirkungsfeld der EAB mit dem Berliner Bär, der die Hauptstadt repräsentiert. Pfeile stehen für die bewegten Projekten aus dem EAB Haus heraus, die in die europäische Nachbarschaft ausstrahlen und für das „Reisen“ in unterschiedliche europäische Länder und Regionen.
Vergangenheit, Gegenwart & Zukunft: Der Startpunkt von EAB begann mit der legendären Berlin-Reise John F. Kennedys im Gründungsjahr 1963. Wichtige Stationen in der Geschichte, waren auch die Unterzeichnungen der Europäischen Verträge: Maastricht, Lissabon, Amsterdam. Im Bild gibt es auch ein paar Highlights aus dem Jahr 2023: Special Olympics sowie die Anwendung von VR Medien als neue Ausdrucksmöglichkeit und ein Ausblick in die Zukunft des Hauses.
Das Gebäude der Akademie ist prominent in Ihrem Jahresposter der EAB für 2023. Wie wichtig ist Ihnen persönliche Begegnung?
Das wunderbare Haus von EAB ist ein wichtiger Ort für persönliche Begegnungen. Ich war sehr angetan von der architektonisch interessanten verschachtelten Türen am Eingang, die für ein „offenes Haus“ stehen – und auch im übertragenen Sinne den offenen Gedankenaustausch fördern. Der goldene Kronleuchter ist ein „feierliches“ Element zum Jubiläum. Ein gutes Ambiente hilft es, unterschiedliche Menschen zusammen zu bringen und ihnen Raum zu bieten für offene Diskurse. Für mich persönlich sind respektvolle Begegnungen auf Augenhöhe sehr wichtig, gerade in interkulturellen Dialogen, um Vorurteile abzubauen und über den eigenen Tellerrand hinaus zu schauen und um Neues zu Lernen – alles im Sinne der Völkerverständigung.
In Ihrer Arbeit stellen Sie historische Ereignisse neben architektonische Elemente und Begriffe zu unserer Arbeit. Dies sind oft Merkmale ihrer Werke. Was glauben Sie, können Nebeneinanderstellung und der Kontrast verdeutlichen?
Ich finde es spannend, dass historische Ereignisse nicht im luftleeren Raum stattfanden, was durch die Aufzählung der Jahreszahlen in Geschichtsbüchern manchmal ein bisschen abstrakt klingt. Sie sind ja immer eingebettet an einem oder mehrere Orte und verknüpft in einer bestimmten Zeit. Wie ein Schmetterlingseffekt bringen die Ereignisse auch sichtbare Veränderungen… Das Akademiegebäude entstand ja auch als Zeichen für die Förderung des Europäischen Gedankens zwischen Ost und West und das schon zu Zeit des Kalten Krieges – was ironischerweise wieder mehr Relevanz bekommt heute. Letztlich sind es in der Zivilgesellschaft auch die einzelnen Menschen und in diesem Falle Ihres Hauses, die vielen Veranstaltung im Bereich der politischen Bildung, die als „Dünger“ den Garten der Demokratie nähren und lebendig halten durch die Vielfalt der Themen, die am Puls unsere Zeit liegen.
Orte der Begegnung und des Austauschs sind immer auf der Suche nach Partnerinnen, Partnern und Vernetzung. Was ist ihr Rat für den Bau stabiler Netzwerke?
Die EAB ist schon meisterlich gut vernetzt innerhalb und außerhalb Europas durch ein großes Netzwerk, was durch die Jahrzehnte gewachsen ist… Was ich persönlich spannend finde ist es, wenn man einen Rahmen schafft, wo unterschiedliche Menschen zusammen kommen können und gemeinsam Tätigkeiten ausüben und Leidenschaften teilen können statt nur miteinander zu reden. Zum Beispiel interkulturelles Gärtnern oder zusammen ein kreatives Werk zu schaffen. Die politischen Bedingungen in den unterschiedlichen Ländern können sich je nach Weltlage ändern, aber die gemeinsamen Projekte und Interessen können helfen, den Kontakt gerade in schwierigen Zeiten aufrecht zu erhalten.
Eine noch größere Herausforderung ist es, ein respektvolles Umfeld zu schaffen, wo man in Dialog mit Menschen treten kann, die auf den ersten Blick konträre oder extreme Positionen vertreten. So kann man besser verstehen, was hinter der Fassade steckt und was der Beweggrund für ihre Meinung ist. Ich denke, es ist der einzige Weg für einen konstruktiven Dialog, was im besten Fall Potential für eine wirkliche Transformation bietet.
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